Das Thema Doktorarbeit wird in unserer universitären Laufbahn leider nur wenig erklärt, daher hier ein Versuch, etwas Licht ins Dunkel zu bringen:
Man kann als Medizinstudierender promovieren (das heißt, eine Doktorarbeit schreiben und abgeben) und erhält nach erfolgreicher Verteidigung der Arbeit den akademischen Grad "Dr. med.".
Wenn man das Medizinstudium ohne diesen Titel abschließt, ist man genauso Arzt / Ärztin, wie mit dem Titel. Viele Leute verwechseln dies heute immer noch. Der Doktortitel bedeutet jedoch lediglich, dass der Arzt eine Doktorarbeit, also eine wissenschaftliche Arbeit, geschrieben hat.
Wie wichtig dieser Titel für die Jobsuche später ist, kommt mit Sicherheit darauf an, wo und wie man arbeiten möchte.
Es gibt viele Ärzt*innen, die keinen solchen Titel haben, sowohl in der Niederlassung, als auch in der Klinik. Fängt man als Assistenzarzt in einem Uniklinikum ab, wird auch verlangt, dass man nebenher promoviert, sollte man es noch nicht sein. An allen anderen Kliniken, auch den Maximalversorgern, wird das nicht vorausgesetzt. Möchte man (auch) in der Forschung tätig sein, oder später an der Klinik Karriere machen, empfiehlt sich eine Doktorarbeit jedoch.
Um promovieren zu können, benötigt man einen Doktorvater / eine Doktormutter. Diese Person muss habilitiert sein. Eine Habilitation die höchste Hochschulprüfung in Deutschland, sozusagen eine Stufe über der Doktorarbeit; durch die Habil erhält man die venia legendi, die Berechtigung zu lehren (hier: Vorlesungen zu halten). Das können entweder Profs sein, oder auch Oberärzte, die ein PD (für Privatdozent) vor ihrem Titel stehen haben. Direkt betreut wird man jedoch meist durch jemand anderen in der Arbeitsgruppe, meist durch einen Post-Doc oder einen anderen Doktoranden.
Die Suche nach einem Doktorvater/Doktormutter bzw. einem Doktorarbeits-Thema ist mit viel Eigeninitiative verbunden.
Einige Fachbereiche / Kliniken bieten mehr Informationen für potentielle Doktoranden, andere weniger. In den meisten Fällen ist es vermutlich so, dass man zahlreiche Mails an potentielle Doktorbetreuer schreibt, um ein Projekt zu finden. Man kann die Dozenten auch nach der Vorlesung, in den Wahlfächern und Praktika auch direkt ansprechen, diese können einem dann manchmal auch schon Tipps zu konkreten Ansprechpartner oder der Stellensituation geben.
Die Doktorandenbörse der Uni Marburg wird leider kaum genutzt.
Statistische Doktorarbeiten:
Grob gesagt ist das die einfachste Form der Doktorarbeit. Die Daten liegen meist schon alle vor, d.h. Risiken, wie Ausfälle von Studienteilnehmern, fehlschlagende Experimente etc., fallen schon mal weg. Meist wertet man Daten aus und fasst diese zusammen. Ein Freisemester ist hier meist nicht notwendig, die Arbeit hält sich verhältnismäßig in Grenzen.
Klinische Doktorarbeiten:
Hier arbeitet man z.B. in klinischen Studien mit, hilft bei der Patientenbetreuung und bekommt dafür einen Teil der Daten (ein Unterprojekt) für sich, um daraus eine Doktorarbeit zu schreiben. Statistik hat man hier natürlich auch. Oft wird hier ein Freisemester verlangt, zum Problem könnten beispielsweise Studienaussteiger oder ein schlecht durchdachtes Projekt werden. Auch der Zeitaufwand ist durch die erforderliche persönliche Anwesenheit wesentlich größer.
Experimentelle Doktorarbeiten:
Die aufwendigste Art der Doktorarbeit. Mindestens ein Freisemester wird hier normalerweise vorausgesetzt, zum Problem könnten z.B. defekte Geräte mit langer Reparaturdauer und fehlschlagende Experimente werden. Diese Art der Doktorarbeit wird sehr häufig angeboten, was vermutlich daran liegt, dass sie wenig nachgefragt ist. Dafür steigt je nach Thema und AG die Wahrscheinlichkeit dafür, dass evtl. eine Publikation herausspringt.
Je mehr Aufwand man betreibt, desto höher die Wahrscheinlichkeit für eine gute Benotung. Mit einer statistischen Arbeit wird man kaum über ein rite (ausreichend) kommen, mit einer experimentellen Doktorarbeit bewegt man sich eher an den guten bis sehr guten Bereich heran. Es gibt durchaus erhebliche Unterschiede im Umfang und dem Grad des Aufwands einer medizinischen Doktorarbeit. Am besten, man klärt zeitliche Rahmenbedingungen mit dem Doktorvater / der Doktormutter oder den Betreuern der Arbeit.
Eine Doktorarbeit dauert immer länger, als man es sich vorgestellt hat und irgendwas läuft grundsätzlich immer schief. Hat man das im Kopf, ist das schon ein sehr guter Anfang.
Zur Risikominderung für Fehler muss man das Projekt genau hinterfragen (Umsetzbarkeit, Zeitaufwand, Sinnhaftigkeit, Orga), egal wie interessant und wissenschaftlich es auch klingt. Ist das Projekt gut organisiert? Gibt es einen klaren Zeitplan? Ist die Betreuung festgelegt und gesichert (Betreuer, die keine Professur innehaben, wechseln gerne mal die Uni)?
Auch wenn Vertrauen gut ist- das ist deine Lebenszeit und du wirst eine Menge Zeit mit diesem Projekt verbringen. Informiere dich jetzt (!) und bestehe auf klare Aussagen; du hast nicht die Zeit verschiedene Doktorarbeiten anzufangen.
Du musst deine Doktorarbeit offiziell anmelden und zwar so schnell wie möglich. Im Idealfall, bevor du anfängst, praktisch ist das jedoch so gut wie nie der Fall. Es ist essentiell wichtig (!), dass du da hinterher bist, weil dein Betreuer tendenziell keine Lust auf die Bürokratie hat und dich immer wieder vertrösten wird. DAS GEHT NICHT. Es geht nicht darum, das Dekanat glücklich zu machen, sondern darum, dass du abgesichert bist. Durch die Anmeldung muss die Uni dafür sorgen, dass, egal was passiert (Doktorvater verstirbt unerwartet, Betreuer verlässt Uni, etc- alles schon passiert), dir ein Betreuer zur Seite gestellt wird und du deine Doktorarbeit auf jeden Fall abschließen kannst. Keine Anmeldung- keine Verpflichtung der Uni. Zudem bist du dann auf der sicheren Seiten, dass mit deiner Arbeit formal und ethisch alles korrekt ist. Da du auch eine Projektskizze miteinreichen musst, muss das Thema dann auch schon deutlich konkretisiert werden was dir sehr zu gute kommt. Auch wenn noch kein endgültiger Titel deiner Arbeit feststeht, ein Arbeitstitel reicht auch schon.
Ausführliche offizielle Infos findest du hier
Erstmal: Ein Freisemester ist kein Urlaubssemester, das bedeutet, du wirst ein Hochschulsemester mehr haben, aber kein Fachsemester mehr. Als Beispiel: Du studierst im 7. Semester in der Gyn/Päd-Kohorte und willst dein 8. Semester deiner Doktorarbeit widmen. Für die Uni studierst du jedoch weiter (du bist immatrikuliert), auch wenn du dich für keine Kurse eingetragen hast und damit nicht im eigentlichen Semester „studierst“. Auf deinem Semesterticket und auf deiner Studienbescheinigung steht „8. Semester“. In das 8. Fachsemester, was in diesem Fall die Kopf-/ Halskohorte wäre, kommst du dann erst im nächsten Semester. D.h. du studierst dann im 8. Semester in der Kopf-/Halskohorte, bist aber im 9. Hochschulsemester.
Warum ist das wichtig? Für die meisten hat das überhaupt keine Relevanz, wichtig wird es jedoch für die Leute mit BAföG, denn die BAföG-Menschen schauen nur auf die Hochschulsemester und nicht auf die Fachsemester. Wenn du eine gewisse Anzahl an Hochschulsemestern haben, musst du ja auch nachweisen, dass du alle Prüfungen bestanden hast, die du bei dieser Anzahl an Hochschulsemestern haben solltest. Hast du dieses Hochschulsemester keine Kurse belegt, hast du natürlich keine Prüfungen gemacht- es kann sein, dass das BAföG nicht weiter gewährt wird.
Ihr müsst euch für ein Freisemester nicht abmelden, bei der Anmeldung für das nächste Semester, die Fr. Horst immer per Mail herumsendet, meldet ihr euch einfach nicht für die Kurse im nächsten Semester an und fertig.
Ein Urlaubssemester müsst ihr termingerecht beantragen und es muss ein wichtiger Grund dafür vorliegen, z.B. Schwangerschaft oder Krankheit- eine Doktorarbeit zählt nicht.
Offizielle Infos findet ihr hier: [LINK STEHT WEGEN DER WEBSITEUMSTELLUNG NOCH AUS)
Nein, nicht bei uns Medizinern. Mit etwas Glück bietet euch euer Prof eine SHK-Stelle (Semesterhilfskraftstelle) an, oder es gibt die Möglichkeit eines Promotion-Stipendiums.
Es gibt ein offizielles FAQ des Dekanats
Eure Ansprechpartnerin im Dekanat ist Frau Heidrun Wittkowsky, die sich sehr gut um die Betreuung kümmert.
Die Promovierendenvertretung vertritt ebenfalls die Anliegen aller Promovierenden der Philipps-Universität.
Weitere Informationen findet ihr hier.